Drei Jahre Rheinlandliga – Eine Bilanz

Sonntag, den 09. Mai 2010 um 12:01 Uhr Fabian Mades
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28. April 2007, es ist 21:14 Uhr: Im Spiel der beiden Dreier verwandelt Matthias Emmel gegen Thomas Zerback vom TuS Winzenheim 2 den Matchball zum 11:2 und 9:3-Endstand. Großer Jubel, pure Euphorie! Für Dichtelbacher Spieler und mitgereiste Fans geht ein Traum in Erfüllung, die Mannschaft wird Meister der 1. Bezirksliga Süd und steigt erstmals in der TuS-Geschichte in die 2. Rheinlandliga auf. Dabei gelang der Aufstieg nur um Haaresbreite, denn in der Rückrunde hatte man nur die drittbeste Bilanz aufzuweisen. Die bittere Heimniederlage am viertletzten Spieltag gegen die TTSG Niederhausen/Norheim hatte das Meisterschaftsrennen mit Pleizenhausen noch einmal spannend gemacht. Doch der TuS wurde am Ende mit drei Siegen infolge und zwei Punkten Vorsprung verdient Meister, da er sich in der Vorrunde einen komfortablen Vier-Punkte-Vorsprung herausgespielt hatte.

Allgemein betrachtet kam der Aufstieg eher unerwartet, hatte man doch in der Vorsaison nur den achten Rang belegt. Allerdings hatte Neuzugang Reinhard Migge eine überzeugende 18:8-Bilanz im hinteren Paarkreuz gespielt und war somit oftmals an den knappen Siegen beteiligt gewesen. Überragend hatte allerdings einmal mehr auch Spitzenmann Torsten Musshoff agiert, der insgesamt nur sechs Niederlagen in der ganzen Spielzeit hatte quittieren müssen. Zum Aufstiegsteam zählten: Torsten Musshoff, Gerd Kappes, Matthias Emmel, Kapitän Berthold Cziomer, Volker Emmel, Reinhard Migge und Oliver Seckler. Nach mehrjähriger Pause hatte im Übrigen auch Arturo Pastoriza einen Einsatz in der Saison 2006/07.

Für die Saison 2007/08 in der 2. Rheinlandliga Süd-West wurde als neuer Spitzenspieler Bretislav Tyrala eingekauft, der aus der aufgelösten 1. Mannschaft des TSV Emmelshausen zum TuS wechselte. Dass in der neuen Spielklasse ein ganz anderer Wind weht, bekam Dichtelbach gleich im ersten Spiel in der Römerhalle zu spüren: Mit 2:9 war nach knappen zwei Stunden Spielzeit die erste Partie beendet. Beide Dichtelbacher Punkte hatte „Breti“ in seinen Einzeln erzielt. Der Gegner, der SV Trier-Olewig, belegte im Übrigen nach Ablauf der Saison den zweiten Tabellenplatz und stieg ein Jahr darauf sogar auf. Es folgten drei weitere mehr oder weniger knappe Niederlagen gegen Vereine des Bezirks Trier-Eifel, ehe am 13. Oktober 2007 im fünften Saisonspiel der erste 9:6-Sieg gegen die SG Kirchberg/Rhaunen zu verzeichnen war. In den letzten beiden Spielen der Vorrunde folgten zwei weitere Siege gegen den SV Beltheim (ebenfalls mit 9:6) und den VfL Kreuznach/Rüdesheim (9:4). Das Ziel Klassenerhalt blieb damit ein realistisches, lag man doch an Weihnachten auf dem drittletzten Tabellenrang mit 6:12 Punkten.

Doch nun wollte man im neuen Jahr nichts dem Zufall überlassen und startete auch gleich sehr erfolgreich mit einem 9:5 gegen Beltheim in die Rückrunde. Den Höhepunkt der Saison – wenn nicht gar der ganzen drei Jahre in der Rheinlandliga – gelang der TuS-Truppe im Heimspiel gegen den ungeschlagenen Tabellenführer TTC Gelb-Rot Trier: Am 9. Februar 2008 rangen die Dichtelbacher nämlich die Trierer in einem vierstündigen Match mit 9:7 nieder. Es kam zu acht Fünfsatzpartien, insgesamt wurden 1324 Ballwechsel in 69 Sätzen ausgespielt. Diese beiden Meisterschaftspunkte waren die einzigen, die Trier in der Saison abgeben sollte. Beflügelt von diesem Höhenflug blieb die 1. Herren in den drei darauf folgenden Spielen ungeschlagen, spielte nämlich dreimal 8:8-Unentschieden. Es folgten die beiden einzigen Rückrundenniederlagen, ehe abschließend noch einmal zwei relativ klare Siege gegen Kirchberg und den SV Irsch/Saar hinzukamen. Punktgleich mit dem Rückrunden-Dritten Kreuznach belegte der TuS Dichtelbach den sehr guten vierten Platz in der Rückrundentabelle mit 11:7 Punkten.
Rückblickend betrachtet war das die erfolgreichste Zeit der Mannschaft in dieser Liga. In der Gesamtabrechnung belegte man mit 17:19 Punkten den sechsten Tabellenplatz – lediglich zwei Punkte hinter dem Tabellendritten TV Oberstein 2. Angesichts der Tatsache, dass mit Beltheim und Kirchberg zwei heimische Mannschaften abstiegen, hatte man sich außerdem zur zweitstärksten Kraft in der Region Rhein-Hunsrück hinter dem VfR Simmern entwickelt. Auch die Bilanzen der einzelnen Spieler im Team konnten sich durchaus sehen lassen: Allen voran belegte Bretislav Tyrala mit seiner hervorragenden 24:12-Bilanz den vierten Rang in der Top-Wertung. Auch Torsten Musshoff kam unter die Top 20 der Liga. Mit Matthias Emmel/Gerd Kappes (11:5-Bilanz) und Arturo Pastoriza/Bretislav Tyrala (12:4-Bilanz) hatte der TuS außerdem zwei sehr gute Doppelpaarungen unter den Top 10 der Liga. Hinter seinen eigenen Erwartungen blieb allerdings Routinier Reinhard Migge weitgehend zurück. In seinem letzten Spiel für den TuS am 27. Oktober 2007, gewann er sein einziges Einzel. Er wechselte zur Rückrunde zum SV Viktoria Holzfeld.

Trotz der Tatsache der guten Rückrunde der Vorsaison ging die Mannschaft konzentriert in die Meisterschaftsrunde 2008/09. Obwohl die ersten beiden Spiele zum Teil unglücklich verloren gingen, gaben sich die Mannen um Kapitän Berthold Cziomer nicht auf und waren auch prompt drei Spiele infolge siegreich – und das ziemlich deutlich. Auf den 9:4-Heimsieg gegen Irsch folgten ein 9:3 auswärts bei Tabellenschlusslicht TuS Waldböckelheim 2 und sogar ein 9:2 gegen Kreuznach in der Römerhalle. In den letzten vier Vorrundenspielen kam dann jedoch nur noch ein weiterer Punkt hinzu. Ausgerechnet beim Mitfavoriten um die Meisterschaft, dem ESV Gerolstein, gelang ein 8:8, wobei in der Endabrechnung sogar sieben Sätze mehr gewonnen wurden und das Schlussdoppel auch erst im fünften Satz unglücklich verloren ging. In der Hinrundentabelle war der TuS mit einer 7:11-Punktebilanz einen Punkt bzw. zwei Plätze besser als noch in der vorangegangenen Spielzeit. Alle Spieler hatten eine positive Bilanz bis auf Bretislav Tyrala, der starke Startschwierigkeiten zeigte und erst nach zwei Monaten sein erstes Einzel für sich entschied. Mit seiner 4:12-Hinrundenbilanz blieb er weit unter seinen Leistungen der Saison 2007/08 und hinter den Erwartungen des Vereins zurück. Die Rückrunde musste er im mittleren Paarkreuz aufgestellt werden.

Dass das Ziel weiterhin nur der Klassenerhalt sein konnte, wurde ziemlich schnell klar. Zu Beginn des Jahres 2009 dauerte es nämlich vier Spieltage lang, bis der erste Punkt gesichert war. Doch das 8:8-Unentschieden gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten Waldböckelheim war viel zu wenig. In den weiteren Partien, speziell gegen Kreuznach und Konz, wurden gute Gelegenheiten zu punkten fahrlässig ausgelassen. Und gerade im Vier-Punkte-Spiel gegen Irsch konnte die Bestleistung nicht abgerufen werden. Folglich fuhr die 1. Herren in der Rückrunde keine weiteren Punkte mehr ein und belegte mit einer katastrophalen 1:17-Rückrundenbilanz in der Gesamtabrechnung den vorletzten Platz in der Tabelle mit zwei Punkten Rückstand auf Irsch. Das bedeutete den Abstieg.

Doch das Glück kam den Dichtelbachern in dieser Situation zur Hilfe: Der TuS Winzenheim nämlich zog seine 1. Herrenmannschaft aus der 2. Rheinlandliga Süd-West zurück, da fast alle Spieler den Verein in Richtung Freilaubersheim und damit in Richtung des Rheinhessischen Tischtennisverbandes verließen mit der Begründung kürzerer Anfahrtszeiten zu Auswärtsspielen und Verbandssitzungen. Aufgrund der dürftigen Leistungen Bretislav Tyralas (9:8-Rückrundenbilanz im mittleren Paarkreuz), wurde er für die Saison 2009/10 nicht weiter verpflichtet. Es sei jedoch daran erinnert, dass „Breti“ durch seine hervorragenden Leistungen wesentlichen Anteil an den bislang erfolgreichsten Zeiten des TuS im Tischtennis hatte. Als Abschiedsgeschenk wurde ihm daher von der TuS-Vorsitzenden Doris Emmel auch offiziell ein Fresskorb als Dankeschön überreicht.

Im September 2009 startete die 1. Herrenmannschaft dann in die vorerst letzte Saison in der 2. Rheinlandliga. Es war von Vornherein klar, dass ein Klassenerhalt ohne erneute Verstärkung nicht im Rahmen des Möglichen lag. Die Maßgabe war allerdings, alles zu geben und sich im Falle eines Falles würdig aus der Liga zu verabschieden. Tobias Weber rückte als sechster Spieler in die Mannschaft auf. Gleich in der ersten Partie wollte das Team gegen die traditionell schwach startenden Kreuznacher versuchen im Heimspiel zu punkten. Doch die Gegner hatten etwas dagegen und gewannen am Ende hochverdient mit 9:4. Auch das folgende Spiel in Oberstein endete mit diesem Ergebnis zugunsten der Gegner. Die dritte Partie jedoch konnte Dichtelbach sehr offen gestalten, führte sogar zwischenzeitlich mit 4:1 und 7:3. Im Anschluss war es jedoch nur noch der an diesem Abend bärenstarke Ersatzmann Bernd Emmel, der einen weiteren Zähler beisteuerte. Das Schlussdoppel unterlag knapp im entscheidenden fünften Satz. Man musste mit Fug und Recht von einem verlorenen Meisterschaftspunkt sprechen, wenn auch das Ergebnis im Vorfeld für sehr gut gehalten worden wäre. In den folgenden beiden Spielen begannen die TuS-Aktiven ordentlich und führten gegen Beltheim mit 3:1, gegen Irsch sogar mit 5:2. Beide Male wurden diese Vorsprünge allerdings leichtsinnig verspielt, sodass keine weiteren Zähler auf das Punktekonto des TuS kamen. Zum Schluss der Vorrunde gewannen die TuS-Spieler gar nur insgesamt vier Spiele in drei chancenlosen Partien. Der Rückstand auf den Relegationsplatz lag an Weihnachten bereits bei sechs Punkten. Der Klassenerhalt war also zum hoffnungslosen Unterfangen geworden. Die Rolle des Spitzenspielers hatte Torsten Musshoff allerdings wieder mit guten Leistungen eingenommen. Mit seiner 8:6-Bilanz in der Vorrunde gehörte er zu den Top 10 der Liga.

Zur Rückrunde, die auch nicht sonderlich erfolgreich verlaufen sollte, rückte Bernd Emmel für seinen Sohn Matthias, der in der Vorrunde von einer Rückenverletzung geplagt worden war, in die Mannschaft auf. Neben 5:9-Niederlagen gegen Gerolstein, Kreuznach und Beltheim setzte es auch ganze drei 0:9-Klaschen gegen Irsch (wegen Nichtantretens), Tabellenführer Waldböckelheim und den Angstgegner TTC Schwirzheim, der am Ende Meister werden sollte. Auch gegen Oberstein kam die Mannschaft nicht über ein 4:9 hinaus. Zu guter Letzt verletzte sich auch noch Torsten Musshoff am Bein, sodass er bei den letzten beiden Begegnungen nicht ins Spielgeschehen eingreifen konnte. Doch ohne Sieg wollte sich die 1. Herren nicht aus der 2. Rheinlandliga verabschieden. Sie kämpfte aufopfernd, doch beim bereits feststehenden Mitabsteiger TTC Ahbach war erneut nicht mehr drin als ein 6:9. Das letzte Spiel bei der TTF Konz musste also der Ehrenrettung dienen. Und es gelang! Nach fast dreieinhalb Stunden Spielzeit standen in Konz sieben Dichtelbacher Kopf, nachdem Arturo Pastoriza und Gerd Kappes den Matchball zum 11:8 im vierten Satz des Schlussdoppels zum 9:7-Endstand verwandelt hatten. Wie einst der Aufstieg in die Liga vor über zweieinhalb Jahren wurde nun der erste Sieg am letzten Spieltag der Saison 2009/2010 bejubelt und anschließend lange gefeiert.

Und damit schließt sich der Kreis. Die 1. Herren wird in Zukunft „kleinere Brötchen backen“ müssen, wenn sie wieder in der 1. Bezirksliga Süd aufschlägt. Es werden – davon ist auszugehen – wieder mehr Spiele gewonnen werden und der TuS wird sich auch weiterhin außerhalb der Region Rhein-Hunsrück einen Namen machen. Und wer weiß, vielleicht gelingt es einer zukünftigen jungen Dichtelbacher Mannschaft ja irgendwann erneut, in die 2. Rheinlandliga aufzusteigen und sich aus eigenen Kräften dort zu halten. Die Erinnerungen und Erfahrungen, die in den vergangenen drei Jahren gesammelt wurden, werden jedenfalls Hilfe und Ansporn sein, dieses ehrgeizige Vorhaben eines Tages erneut zu wagen.
Zuletzt aktualisiert am Sonntag, den 09. Mai 2010 um 12:20 Uhr