Bei der Mannschafts-WM in Moskau haben die deutschen Damen bisher jeden überrascht: In der Gruppenphase spielten die Europameisterin Wu Jiaduo, die Deutsche Meisterin 2010, Kristin Silbereisen (Ochtendung), Elke Schall und das erst 17-jährige Küken der Mannschaft Sabine Winter (Foto), die Deutsche Meisterin im Doppel 2010 wurde, groß auf. Einzig gegen die gesetzten Singapurerinnen verlor man, alle übrigen Partien konnten die Deutschen gewinnen – auch gegen die amtierenden Europameisterinnen aus den Niederlanden.
Nach einer Verletzung von Schall gegen Holland, rückte Winter ins Team und kam gegen Singapur zu ihrem ersten Nationalmannschaftseinsatz. Dort verlor sie zwar, konnte jedoch schon erste Akzente setzen. Im Achtelfinale ging es dann gegen die leicht favorisierten Rumäninnen. Nach etlichen knappen spielen behielten die deutschen Damen letztlich verdient mit 3:2 die Oberhand. Dabei glänzte Wu mit zwei gewonnen Einzeln und Sabine Winter mit ihrem ersten wichtigen Sieg. Die Freude war groß, konnte man doch nach zwei Achtelfinalniederlagen infolge bei den beiden letzten WM-Ausspielungen nun das ehrgeizige Ziel „Viertelfinaleinzug“ umsetzen.
Im Viertelfinale am Freitagmittag war das Ziel dann die gegnerischen Hongkong-Chinesinnen so gut es ging zu ärgern. Das gelang auch gleich im ersten Einzel. Kristin Silbereisen zwang ihre Gegnerin, die unter den Top 10 der Welt platziert ist, in den entscheidenden fünften Satz. Dort überließ sie ihr zu Beginn allerdings zu sehr die Initiative und lag schnell mit 1:7 zurück. Es reichte zwar nicht mehr zum Gewinn des Spiels, aber mit Kampfgeist kam sie noch einmal auf 8:10 heran, unterlag dann jedoch.
Im zweiten Einzel bewies Wu Jiaduo Nerven und konnte ihr Einzel gegen die einen Platz vor ihr in der Weltrangliste Platzierte Tie Yana nach 0:1-Rückstand noch mit 3:1 gewinnen. Zwischenstand: 1:1. Nun kam der große Aufritt des deutschen Youngstars Sabine Winter: Gegen die 14 Jahre ältere Zhang Rui, die schon unter den Top 20 der Welt platziert war, bog sie einen 1:2-Satzrückstand noch um und bewies Nerven aus Stahl. Nachdem ihre Gegnerin auf 9:9 im fünften Satz ausgeglichen hatte, verwandelte Winter ihre eigenen beiden Aufschläge in ein 11:9. Riesenjubel im Team und unter den mitgereisten Fans. Unglaublich: Außenseiter Deutschland lag mit 2:1 in Führung. Ob die Fünfsatzniederlage von Silbereisen am Ende das Ausschlag gebende Spiel war?
Im vierten Einzel kam es zum Aufeinandertreffen der beiden besten im Team, Wu und Jiang. In einer dramatischen Begegnung, in der Jiang die gelbe und Bundestrainer Bitzigeio sogar die rote Karte bekamen, setze sich Wu hauchdünn mit 13:11 im vierten Satz durch. Damit war die Sensation wirklich perfekt und alle Deutschen in der Wettkampfhalle waren sprichwörtlich „aus dem Häuschen“. Das ist der größte Erfolg der DTTB-Damen seit der WM 1997, die Bronze-Medaille ist damit schon sicher. Besonders hervorzuheben ist zum einen die sehr gute Leistung von Wu, die sich als klare Spitzenspielerin im deutschen Team etabliert hat. Außerdem spielt die 17-jährige Sabine Winter bereits nach vier Einsätzen in der A-Mannschaft ein so hohes Niveau – sowohl athletisch als auch mental – dass man sich nur auf die nächsten Jahre freuen darf. Dann wird auch die verletzte, erst 16-jährige Saarländerin Petrissa Solja, Deutsche Vize-Einzelmeisterin in diesem Jahr, wieder ins Team rücken. Verletzungsbedingt hatte sie vor der WM absagen müssen.
Morgen heißt es wieder Daumen drücken beim Halbfinale. Nach der Überraschung heute, ist dann alles möglich!
Hier geht es zu den Stimmen zum Spiel auf der DTTB-Homepage.
